Armando Ruinelli + Partner

De aedibus 46
Notat Heinz Wirz

Soglio liegt im südbündnerischen Bergell. Sein Dorf- kern mit den unregelmässigen, einem organischen Netzwerk gleichenden Gassenzügen, die am Siedlungsrand fliessend in das geneigte Gelände übergehen und die Siedlung in der Topografie verankern, scheint wie von unsichtbarer Hand geschaffen. Die einheitliche Wirkung des Materials – Stein und Holz –, der Formen und Farben, die Dichte des Siedlungskörpers, die Nähe der Häuser, einzelne nahtlos aneinander gereiht, das entspricht gleichsam dem Inbegriff von Urbanität. Diese wertvolle Substanz gilt es zu erhalten und zu umsorgen, ganz im Sinne von Martin Heideggers «bauen als pflegen», das für ihn die «eine Weise des Bauens» bedeutet. Das setzt besondere Ansprüche an die Architekten.
Armando Ruinelli und Fernando Giovanoli – seit 2000 führen sie das Büro gemeinsam – leisten hier eine kontinuierliche und bemerkenswerte Arbeit. Nicht das Neuartige, nicht das Zeitbezogene oder das Attraktive ist die Richtschnur ihrer Architektur.
Die architektonische Arbeit folgt nicht einer augenfälligen Idee, sondern sie geht von dem Bestehenden aus. Dies bildet den Stoff, aus dem der Entwurf entwickelt wird. Jüngstes Beispiel ist die Umnutzung eines Stalles. Hier verbinden sich alle in den letzten drei Jahrzehnten gesammelten Erfahrungen zu einem sinfonischen Gesamtwerk.So kommt bei dieser Umnutzung in einem erweiterten Sinne Heideggers zweite «Weise des Bauens» zum Vorschein: das Bauen als «Errichten von Bauten, aedificare»; eine neu errichtete Baute in der erhaltenen und renovierten Hülle.

Quart Verlag

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